German Island
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Friday Jan 20, 2023
Das erste Jahr der Pandemie. Oh je. — Recorded by Charlotte Yates
Friday Jan 20, 2023
Friday Jan 20, 2023
The final year at school is always stressful and challenging. This student had to deal with the pandemic as well.
Audio recorded by Charlotte Yates
Text written by Roslyn Green
German Island Site
Related Page: German Vocabulary for Describing the Pandemic
A LearnClick Audio Quiz with Vocabulary Exercises Based on Text
A LearningApps Audio Quiz
Text: Natürlich wusste ich, dass mein letztes Schuljahr schwierig sein würde. Schließlich sagen alle, dass es ein Albtraum ist.
Zu Beginn des Jahres habe ich eine Menge Ratschläge von anderen bekommen. Zum Beispiel:
„Lerne nicht zu lange, das ist kontraproduktiv!“ (meine Mutter)
„Ein Nebenjob hilft, er ist eine gute Ablenkung.“ (mein Chef)
„Dieses Jahr darfst du keinen Spaß haben.“ (mein Vater)
Ich war jedenfalls auf das Schlimmste gefasst: Tests, Aufsätze, Stress, Zeitdruck, Prüfungen. Das volle Programm.
Und dann kam die Pandemie.
Ich hatte vorher gedacht: Wenigstens werde ich meine Schulfreunde jeden Tag treffen und mit ihnen lernen. Aber dann musste ich monatelang zu Hause bleiben und sie nur über Zoom sehen. Oder sie gar nicht sehen, denn sie wollten ihre Gesichter auf dem Bildschirm nicht zeigen.
Wer hätte geglaubt, dass ich sogar meine Lehrer vermissen würde?
Mein Zimmer war einmal mein Zufluchtsort. Ich habe dort alles so bequem und gemütlich eingerichtet. Mein Doppelbett steht vor dem Fenster, von dem aus ich eine schöne Aussicht auf den Park habe. Mein Schreibtisch ist groß genug für meine Zeichnungen und alle meine schweren Chemie- und Physiklehrbücher. In meinem Kleiderschrank bewahre ich nicht nur meine Kleider, sondern auch meinen Schmuck und meine Lieblingsbücher auf. Nach so einem Zimmer sehnen sich die meisten Teenager.
Aber während der Pandemie wurde mein Zimmer fast zu einem Gefängnis. Mein Laptop, den ich normalerweise liebe, quälte mich täglich. Ständig gab es Nachrichten, E-Mails, Aufgaben, die ich sofort erledigen musste, Warnungen und Ermahnungen. Am liebsten hätte ich das Internet ausgeschaltet. Vor der Pandemie wäre mir dieser Gedanke nie in den Sinn gekommen.
Außerdem gab es so viele Einschränkungen, dass ich das Gefühl hatte, ich würde nie wieder Spaß haben, Freunde besuchen oder ein halbwegs normales Leben führen. Zumindest würde sich mein Vater freuen.
Zum Beispiel, als die Regierung in Melbourne zum zweiten Mal einen Lockdown verhängte, durften wir nur einmal am Tag spazieren gehen. Kein Witz. Das war fast die einzige Gelegenheit aus meinem Zimmer zu entkommen, außer zu den Mahlzeiten.
Und jeden Tag gab es Unterricht über Zoom. Diese Stunden waren gleichzeitig angespannt und langweilig, denn niemand wollte etwas sagen. Die Lehrer waren verzweifelt. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschten sie sich gesprächigere Schüler, aber wir waren alle bedrückt und traurig und hatten nichts zu sagen.
Worüber sollte man auch reden, wenn man den ganzen Tag nur in seinem Zimmer sitzt und (nur einmal) spazieren geht? Wir wussten alle schon, dass es am Ende des Jahres weder Tänze noch Feiern geben würde, nichts, worauf wir uns freuen könnten. Es war furchtbar.
Mein Chef hatte tatsächlich recht. Mein Job in der Apotheke war im Vergleich dazu recht unterhaltsam. Viele Kunden kamen zu uns, da die Apotheke noch geöffnet war, während die anderen Geschäfte geschlossen waren. Ich habe vielen älteren Kunden gezeigt, wie sie ihre Handys bedienen können. Sie mussten jedes Mal die QR-Codes scannen, wenn sie hereinkamen, was für alte Menschen ziemlich kompliziert ist.
Am Ende habe ich bei den Prüfungen unerwartet gut abgeschnitten. Aber es kommt mir komisch vor, dass ich nicht mehr ganz so gesellig bin wie früher. Nach diesem Jahr fühle ich mich irgendwie anders. Ich bin ein wenig introvertierter geworden. Ist das normal?
Zumindest darf ich jetzt mein Haus verlassen und so oft spazieren gehen, wie ich will!
Wie war die Pandemie für dich?
Thursday Nov 17, 2016
Elternsprechtage sind grauenhaft... - Recorded by Hannah Entrup
Thursday Nov 17, 2016
Thursday Nov 17, 2016
A boy suffers through the first parent-teacher interview – and realises with horror there are nine more to go.
German Island Site
Text written by Roslyn Green and recorded by Hannah Entrup
TEXT: Ich sitze zwischen meinem Vater und meiner Mutter. Der Mathelehrer sitzt vor mir, hinter seinem Schreibtisch.
Elternsprechtage sind furchtbar.
Das Schlimmste ist, ich muss dabei sein. Ich weiß genau, was die Lehrer und Lehrerinnen sagen werden, aber ich muss alles hören. Das ist schrecklich. Grausam.
OK, ich gebe zu, vielleicht bin ich manchmal ein bisschen faul. Ich hasse Hausaufgaben. Sechs Stunden in der Schule jeden Tag – reicht das nicht? Ich bin eher der sportliche Typ! Ich spiele lieber Fußball, ich fahre oft mit dem Rad und ich gehe gern mit meinen Freunden in den Park. Auf jeden Fall brauche ich nach der Schule Ruhe und Zeit für mich selbst: Computerspiele, ein bisschen Chatten im Internet, einfach chillen.
Mein Mathelehrer heißt Herr Hoffmann. Er ist sehr streng und findet mich bestimmt nervig. Das ist mir egal, denn er nervt mich total. Im Moment, zum Beispiel, sieht er mich direkt an, aber er spricht über mich, als wäre ich einfach nicht da.
«Ben ist ein ziemlich intelligenter Junge», sagt er, «aber…».
ABER. Es gibt immer ein Aber, wenn meine Lehrer über mich sprechen. Ich kann schon erraten, was Herr Hoffmann als Nächstes sagen wird. Und ich habe recht.
«Ben ist ziemlich intelligent, aber er ist leider gar nicht fleißig», sagt er. «Dieses Semester gibt es acht Arbeitsblätter als Hausaufgaben, die die Schüler allein machen müssen. Sie bekommen auch Noten dafür. Leider hat Ben bisher nur zwei gemacht.»
Meine Eltern sind schockiert. Sie sehen mich an, als hätte ich den Hund für eine Woche nicht gefüttert oder meine kleine Schwester allein im Park gelassen.
Meine Mutter sieht traurig aus. «Oh Ben! Ich finde, du darfst keine Computerspiele mehr machen», sagt sie zu mir. «Es tut mir leid, aber Mathe ist sehr wichtig. Genauso wichtig wie Englisch.»
Mein Vater sieht nicht traurig aus, sondern wütend. «Du bekommst Hausarrest», sagt er. «Ab sofort.»
Mein Vater hat eine sehr laute Stimme. Was noch schlimmer ist: Es gibt im Klassenzimmer eine lange Schlange von Leuten, die auf ihre Termine warten. Diese anderen Eltern und Schüler spitzen die Ohren. Schließlich ist diese Warterei für alle furchtbar langweilig. Mein Vater spricht wie ein Schauspieler in einem Theater. Sehr klar und deutlich. Furchtbar laut. Mein Termin ist wie ein Theaterstück! Ich stöhne leise. Die anderen Schüler starren mich schadenfroh an. Sie sind fasziniert.
Herr Hoffmann hat offensichtlich Mitleid mit mir. «Vielleicht können wir zu einem Kompromiss kommen», sagt er. «Wenn Ben zwei Arbeitsblätter pro Woche für drei Wochen macht, werde ich ganz zufrieden sein. So kann er das Computerverbot und den Hausarrest vermeiden.»
Der Mann ist eigentlich netter, als ich dachte. Trotzdem ist die Nervenprobe noch nicht vorbei. Mein Vater hält jetzt eine Rede und alle Leute im Klassenzimmer hören zu. Er sagt, ich muss härter arbeiten und darf nicht mehr faul sein. Er wird persönlich checken, dass ich nie wieder Spaß habe. Er dankt dem Lehrer für seine Hilfe, seinen Rat und seine Nachsicht. Endlich stehen wir auf.
Der Termin ist vorbei. Ich seufze, total erleichtert.
Meine Mutter liest ihre Liste. «Nur noch neun Lehrer.»
Kaum zu glauben. Das wird wirklich ein langer Tag sein.
Thursday Aug 18, 2016
Neue Fans für australischen Fußball - Recorded by Carolina Seez
Thursday Aug 18, 2016
Thursday Aug 18, 2016
Two young Germans go to a game of Australian football. They discover the rules of the game and the passion of its supporters. Inspired by their observations, they even develop a new, football-based definition of "Schadenfreude".
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• PDF file with vocabulary explanations
Written by Roslyn Green and recorded by Carolina Seez
START: Letzten Sonntagabend habe ich australischen Fußball durch europäische Augen gesehen.
Meine zwei jungen Freunde aus Bayern in Süddeutschland, Carolina und Simon, hatten noch nie ein australisches Fußballspiel gesehen. Deshalb hat meine Freundin Linda sie zu einem Spiel eingeladen. «Das ist ganz wichtig», sagte sie. «Wichtiger als Kängurus.» Linda kommt eigentlich aus Neuseeland, aber sie lebt schon lange in Australien und sie liebt australischen Fußball.
Linda ist ein echter Fan. Sie fährt zu jedem Spiel. Manchmal fliegt sie nach Adelaide oder Sydney, weil sie kein Spiel verpassen will. Ihre Mannschaft ist die Geelong-Katzen. Wenn die Katzen verlieren, ist Linda total traurig. Manchmal weint sie ein bisschen. Manchmal weint sie für ein paar Tage. Kein Witz! Wenn ihre Mannschaft gewinnt, ist sie hingegen hoch erfreut. In den letzten acht Jahren war sie oft sehr glücklich, denn Geelong ist eine sehr gute Mannschaft, die viele Grand Finals erreicht und drei gewonnen hat.
Linda war auch froh, dass Simon und Carolina mitgekommen sind. Vor allem wollte sie sich versichern, dass diese jungen Deutschen für immer Geelong-Fans sein würden. Deshalb hatte sie nicht nur Tickets gekauft, sondern auch ein paar Schals und Mützen für sie gefunden. Simon und Carolina haben sofort wie echte Geelong-Fans ausgesehen.
In der Woche vor dem Spiel hatte Simon sich über die Regeln im Internet informiert. Er wusste zum Beispiel schon, dass ein Tor sechs “Behinds” gleichgesetzt wird. «Man kann gewinnen», sagte er zu mir, «selbst wenn man weniger Tore schießt, solange man viele Behinds geschossen hat.»
Ich war beeindruckt. «Du hast schon viel gelernt», sagte ich.
«Weißt du», antwortete er, «ich liebe Fußball. Ich bin genau wie Linda. Linda ist echt cool.»
«Weinst du denn, wenn deine Mannschaft verliert?»
«Normalerweise weine ich nicht», sagte er, «aber wenn meine Mannschaft ein so wichtiges Spiel wie das Endspiel der Champions-League verliert, dann weine ich auch, denn das ist genau wie das Grand Final bei euch.»
Wir sind mit dem Zug zum Ethiad-Stadium gefahren. Sogar das hat Spaß gemacht. Die Atmosphäre im Stadium war elektrisierend und die Spieler haben unglaublich fit und sportlich ausgesehen. Natürlich. Simon hat bemerkt, dass die australischen Spieler nicht nur fit, sondern auch sehr gut trainierte Oberkörper haben müssen. Ihre Oberkörper sind stärker trainiert als die der Fußballspieler in Europa, weil sie den Gegenspieler mit dem Ball angreifen und stoppen müssen.
Die Spieler in der Geelong-Mannschaft haben gestreifte dunkelblau-weiße Trikots und dunkelblaue Shorts getragen. «Sehen sie nicht toll aus?», sagte Linda.
Linda und Carolina haben sich vor dem Spiel schminken lassen. Als sie vom Schminken zurückkamen, sahen die beiden ein bisschen wie Katzen aus.
Zum Glück hat ein Freund von mir, Barry, neben Carolina gesessen und konnte ihr so alles erklären. Als ein Spieler vor dem Tor stand und seine Socken hochzog, erklärte Barry: «Sie schießen viel besser, wenn sie die Socken hochziehen. Das ist wissenschaftlich bewiesen.» Und so war es dann auch, aber natürlich war das nicht sein Ernst. Barry ist ein witziger Mann mit viel Humor.
Barry hat es lustig gefunden, als Carolina bemerkte: «Die Form des Balles ist für das Spiel nicht sehr nützlich.» Sie meinte damit, dass die ovale Form es schwierig macht, wenn man zum Beispiel läuft und gleichzeitig den Ball prellen muss. Da hat sie die Schwierigkeiten und die Einmaligkeit von unserem Spiel in einem einzigen Satz zusammengefasst.
Simon und Carolina waren sehr begeisterte Fans. Sie sind jedes Mal aufgestanden, wenn die Katzen ein Tor geschossen haben. Linda hatte ein bisschen Angst, denn im dritten Viertel waren die Katzen nicht so konzentriert. Zum Glück waren sie im letzten Viertel viel besser. Insgesamt haben sie aber ziemlich gut gespielt und dann auch das Spiel gewonnen.
Mir hat es besonders gefallen, die Reaktionen der zwei jungen Deutschen zu beobachten. Sie waren sehr süß und haben sich für alles interessiert. Simon hat sogar eine neue Definition von «Schadenfreude» erfunden. Dieses Wort ist ein sehr gängiges deutsches Wort. Es bedeutet, man ist glücklich oder erfreut, wenn einer anderen Person etwas Unangenehmes passiert. Zum Beispiel, der Klassenbeste bekommt eine schlechte Note und du bist eigentlich ziemlich froh darüber! Du bist glücklich, dass dein Mitschüler etwas Schlechtes erlebt. Das ist nicht so nett, oder? Aber sehr menschlich.
Man sagt auch: «Schadenfreude ist die schönste Freude.»
Am Fußballspiel hat Simon diesen Begriff weiterentwickelt: «Schadenfreude ist das Gefühl, das man hat, wenn ein Spieler von der gegnerischen Mannschaft den Fußball kickt und den Pfosten trifft, statt ein Tor zu schießen.» Während des Spiels ist dies oft passiert.
Der Fußball. Die Philosophie. Das Leben. Mit diesem deutschen Wort «Schadenfreude» kann man so viel beschreiben und so viel erklären. Sogar australischen Fußball.
Auf dem Weg nach Hause im Zug waren wir alle glücklich. Simon und Carolina hatten endlich ein australisches Fußballspiel gesehen. Aber die glücklichste Person war Linda, denn die Katzen hatten das Spiel gewonnen und sie hatte zwei neue Fans für den australischen Fußball und ihre Mannschaft gefunden.
Carolina und Simon werden leider bald nach Deutschland zurückkehren. Aber sie werden für immer Katzen-Fans bleiben.
Friday Apr 17, 2015
Meine Mutter ist mir peinlich - Recorded by Carolina and Christina Seez
Friday Apr 17, 2015
Friday Apr 17, 2015
Is there any teenage girl who doesn't find her mother embarrassing?
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TEXT: Oft gehen meine Mutter und ich shoppen. Das ist ganz schön stressig.
Für meine Mutter ist Mode nicht besonders wichtig. Normalerweise trägt sie altmodische Kleidung. Oft sagt sie: «Ich folge keinem Trend. Mir ist Mode egal.»
Tja, das sieht jeder! Meine Mutter trägt immer alte Pullis, karierte Röcke und altmodische Blusen. Sie liebt große Mäntel und lange Schals. Ihre Jeans sind gar nicht schick.
Ich bin ganz anders. Ich surfe im Internet, denn ich finde Mode interessant und ich sehe gern die neuen Trends. Ich mag hautenge Jeans, bauchfreie T-Shirts und kurze Röcke. Ich lese Artikel über die Stars. Am Wochenende trage ich zwar eine Jogginghose, aber auf einer Party möchte ich schick aussehen.
Leider habe ich nicht genug Taschengeld, um modische Kleidung zu kaufen. Zweimal nach der Schule arbeite ich in einer Apotheke, aber ich verdiene nicht wirklich viel Geld. Ich brauche meine Mutter. Selbst wenn sie keinen Geschmack hat. Selbst wenn sie nervig ist. Ich brauche ihr Portemonnaie!
Das Problem ist, meine Mutter nervt mich total, wenn wir shoppen gehen. Ich brauche ihr Geld, aber ihre Meinung interessiert mich überhaupt nicht. Sie kritisiert alles, was ich mag: «Nein, diese Jogginghose ist nicht aus Baumwolle. Für Polyester zahle ich kein Geld.» Oder: «So eine Bluse darfst du nicht tragen. Die ist durchsichtig.»
Außerdem sagt sie oft etwas Peinliches, wenn wir in einem Laden sind. Gestern waren wir zum Beispiel in Cotton On. Mitten im Geschäft hat meine Mutter laut gesagt: «Keine Ahnung, warum es Cotton On heißt. Hier gibt es nämlich fast keine Baumwolle.» Die Verkäuferin war wirklich cool und hat gelacht. Aber ich habe nicht gelacht. Ich habe mich in der Umkleidekabine versteckt.
Na ja, das mache ich ziemlich oft, wenn ich mit meiner Mutter shoppen gehe. Manchmal ist es wirklich schwierig, modisch zu sein, wenn ich so viel Zeit in Umkleidekabinen verbringe.
Wednesday Oct 22, 2014
Austausch 2: Sie oder du? — Recorded by Carolina Seez
Wednesday Oct 22, 2014
Wednesday Oct 22, 2014
Choosing the Correct Form of Address in German: Sie oder du?
Recorded by Carolina Seez
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START: Paul und ich sitzen immer noch im Flieger.
Das Essen war lecker und wir haben danach ein bisschen gedöst.
Als ich aufwache, frage ich mich, ob Paul auf Deutsch träumt. Das wäre für mich ein Albtraum! Aber zumindest würde das zeigen, dass ich anfange, auf Deutsch zu denken.
Ich klopfe Paul leicht auf die Schulter. «Bist du wach?»
«Nein», sagt er.
«Bitte, Paul. Du kannst später schlafen. Ich will, dass du mir das Duzen und das Siezen erklärst. In den ersten drei Jahren haben wir in der Schule immer nur das Du benutzt. Ich hatte damals keine Ahnung, dass das Sie überhaupt existiert.»
Paul nickt. «Weißt du, Sarah, ich bin auch kein Experte. Für mich war es ein bisschen seltsam, als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, denn ich hatte vorher auch nur das Du benutzt. Meine Mutter musste mir das Siezen beibringen.»
«Wirklich?»
Ich habe diese Anrede, das Sie, erst in der zehnten Klasse gelernt. Drei Wörter für you! Nicht nur du und ihr, sondern auch Sie!
Ich sage zu Paul: «Ich finde das verwirrend für uns Australier. Wir sind und sprechen nicht so formal. Wir tragen Flip-Flops und benutzen dumme Kosenamen. Die einzigen Leute, die ich mit “Mr” und “Mrs” anspreche, sind meine Lehrer und Lehrerinnen.»
«Die Deutschen sind nicht so anders», sagt Paul. «Vielleicht ein bisschen reservierter. Aber keine Sorge, du kannst alle Kinder und alle deine Mitschüler duzen. Kein Problem. Du musst nur alle Lehrer und ältere Leute siezen, zum Beispiel die Verkäufer und Verkäuferinnen im Laden. Und die Polizei.» Er grinst. «Das zeigt Respekt. Jemand, der einen Polizisten duzt, bekommt Ärger. Vielleicht sogar eine Geldstrafe.»
“Wie bitte? Das darf nicht wahr sein!”
Paul lächelt mich an. “Doch. Es gibt solche Fälle. Aber das würde dir nie passieren. Der Polizist würde verstehen, dass du Ausländer bist. Die Geldstrafen sind nur für Leute, die wirklich respektlos sind. Und zwar mit Absicht.”
Ich bin erleichtert. «Und soll ich meine Gasteltern siezen?»
«Sie werden dir sagen, ob du sie siezen oder duzen sollst. Am besten siezt du sie am Anfang, aber wahrscheinlich werden sie sagen: Das ist schon okay, du kannst uns duzen. Viele freundliche Erwachsene sagen so etwas.»
Siezen und duzen. Im Deutschen gibt es sogar Verben dafür.
Am Anfang fand ich Deutsch gar nicht so schwierig. Haus, Mann, Bruder und Mutter! Das ist doch einfach, oder? Leider erscheint mir die Sprache mit der Zeit immer komplizierter.
Ich lehne mich zurück. Langsam werde ich schläfrig. Vielleicht bin ich gerade dabei, meinen ersten Traum auf Deutsch zu haben.
Wednesday Oct 08, 2014
Austausch 1: Wir fliegen nach Deutschland — Recorded by Carolina Seez
Wednesday Oct 08, 2014
Wednesday Oct 08, 2014
On the Flight to Germany
Recorded by Carolina Seez
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START: Ich sitze im Flugzeug. Endlich bin ich auf dem Weg nach Deutschland.
Eigentlich habe ich gemischte Gefühle. Ich freue mich wirklich auf die Reise, aber ich habe auch ein bisschen Angst. Wie wird meine Gastfamilie sein? Was, wenn ich etwas total Doofes sage? Werden sie mich trotzdem verstehen? Ich habe viel gelernt und wiederholt, aber wird das genug sein?
Obwohl wir nur eine Stunde weg von Melbourne sind, bin ich schon richtig nervös. Ich versuche mich an alle Regeln zu erinnern. Ich darf zum Beispiel nicht vergessen, dass ich Erwachsene siezen muss! Außer wenn sie sagen, ich darf sie duzen. Das ist viel komplizierter als im Englischen. Aber meine Lehrerin sagt, die meisten Leute werden sehr nett sein, selbst wenn ich solche Fehler mache. Ich hoffe, das stimmt.
Mein Freund Paul sitzt neben mir. Er macht sich keine Sorgen. Er schaut sich bereits einen Film auf dem kleinen Bildschirm vor sich an. Dieser Austausch ist gar nicht schwierig für ihn, denn seine Mutter ist Deutsche und er spricht zu Hause viel Deutsch. Außerdem war er schon viele Male in Deutschland, denn die Familie seiner Mutter lebt immer noch dort. Ich schaue auf seinen Bildschirm. Das Wort «Tatort» ist darauf zu sehen. Ich habe schon von dieser Fernsehsendung gehört. Sie ist in Deutschland sehr beliebt, denn die Deutschen lieben Krimis und Krimiserien.
Ich stoße Paul an. «Ich brauche dich!», sage ich. Zumindest kann ich das sagen.
«Was ist?», sagt er. Er nimmt die Kopfhörer ab und sieht mich an.
«Tut mir leid», sage ich. «Ich will eine Liste von hilfreichen Sätzen auf Deutsch machen. Du bist der Experte hier.»
Paul stöhnt. «Schon gut», sagt er. «Ich mag Tatort sowieso nicht so gern.»
Er ist ein netter Kerl, Paul. Geduldig. Besonders mit nervösen Mädchen.
Ich sammle meine Gedanken. «Wenn ich meine Gastfamilie am Flughafen sehe, was sollte ich sagen?» Ich versuche, die Wörter sehr klar auszusprechen, als wäre ich schon in Deutschland, am Flughafen, mit meinen Gasteltern.
Paul denkt darüber nach.
«Sag zu den Eltern: Guten Tag. Schön, Sie kennenzulernen», antwortet er. «Aber mit den Kindern und der Familie, musst du nicht so formal sein. Du kannst einfach sagen: Hallo, ich heiße Sarah. Es freut mich. Oder: Es freut mich dich kennenzulernen.»
Ich schreibe alles auf. Nicht «Ich heiße Sarah», denn selbst für mich ist das einfach. Ich habe ein kleines Notizbuch für die anderen nützlichen Sätze mitgebracht. Paul ist offensichtlich amüsiert, dass ich so nerdig bin! Er liest über meine Schulter.
Ich habe noch eine Frage. «Und wenn sie mir mein Zimmer zeigen? Könnte ich sagen: Vielen Dank, das ist ein schönes Zimmer. Oder klingt das doof?»
Paul ist sehr ermutigend. Er sagt: «Nein, das klingt perfekt. Oder du könntest auch sagen: Danke, das Zimmer gefällt mir sehr gut. Oder, Danke, das ist schön. Ich mag dieses Zimmer. Oder, Was für ein schönes Zimmer! Das ist sehr nett von Ihnen, dass ich hier schlafen darf!»
Okay, das ist vielleicht genug für jetzt. Ich kann ein bisschen mehr in meinem Wörterbuch nachschlagen. Aber vorher habe ich noch eine sehr wichtige Frage:
«Dieses Du- und Sie-Ding», sage ich. «Das ist so verwirrend. Wie funktioniert das eigentlich?»
«Das erkläre ich dir später», sagt Paul. «Guck mal, wir bekommen unser erstes Essen. Keine Sorge, der Flug dauert vierundzwanzig Stunden!»
Paul hat recht. Ich lächele ihn an. «Du bist der Beste», sage ich.
Er versucht bescheiden auszusehen. Er scheitert.
«Danke, das weiß ich schon», antwortet er.
Sunday Aug 31, 2014
Fast alles in meinem Leben geht schief...— Recorded by Carolina Seez
Sunday Aug 31, 2014
Sunday Aug 31, 2014
Luka can list all his problems. Solving them is the tricky part.
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Written by Roslyn Green and recorded by Carolina Seez
TEXT: Meine Mutter ruft mich. «Schätzchen! Abendessen!»
Das ist mein erstes Problem: Meine Mutter behandelt mich wie ein Kind. Zu Hause ist mir das egal, aber gestern hat sie «Schätzchen!» gerufen, als sie mich von der Schule abholte. Stell dir vor, was die anderen Jungs sich wohl dabei gedacht haben. Ich wurde ganz rot.
Problem Nummer zwei: Ich bekomme Ärger in der Schule, denn ich mache nicht immer meine Hausaufgaben und meine Noten sind ziemlich schlecht. Gestern Abend hat der Klassenlehrer meine Mutter angerufen. Ich war auch im Zimmer und habe alles gehört.
«Sie meinen, Luka ist in drei Fächern hinterher?»
«Ja, ich weiß schon, er ist ein wirklich intelligenter Junge. Aber Intelligenz ist nicht alles.»
«Danke, ich bin Ihnen sehr dankbar für das Feedback...».
Oh nein. Ich war gar nicht dankbar für das Feedback. Nach diesem Anruf hatten mein Vater und ich ein Gespräch. Es war ziemlich typisch für uns:
Mein Vater fragte: «Warum bist du eigentlich so faul?»
Ich antwortete: «Ich bin nicht faul. Es ist nur, ich will nicht meine ganze Zeit mit Hausaufgaben verschwenden.»
Mein Vater sagte: «Deine ganze Zeit! Eine halbe Stunde am Tag, nicht mehr!»
Ich meinte: «Papa, weißt du, ich habe einfach andere Hobbys.»
Mein Vater schrie: «Das ist kein Hobby, stundenlang vor dem Computer zu hocken! Das ist eine Computersucht!»
Ich versuchte, ruhig zu bleiben: «Doch. Ich skype mit meinen Freunden, wir spielen zusammen, das macht mir richtig Spaß. Das ist keine Sucht.»
Dann wurde mein Vater wirklich gemein. Er wollte mir kein Taschengeld mehr geben. Er wollte mir Hausarrest geben. Ohne meinen Laptop. Kaum zu glauben.
Mein Vater ist ein großes Problem für mich. Er ist mein Problem Nummer drei! Wir verstehen uns nicht sehr gut, weil er so furchtbar streng ist. Er kritisiert mich sehr oft und findet mich laut, faul und frech. Ich finde ihn oft arrogant, ungeduldig und nicht sehr tolerant.
Meine Mutter ist viel netter als mein Vater. Sie schreit nicht, sie schimpft nie, aber unser Gespräch war auch ziemlich schwierig:
Meine Mutter sagte: «Schätzchen!»
Ich antwortete: «Ich bin zu alt für dieses Wort, Mama.»
Sie ignorierte mich und sagte: «Schätzchen. Ich weiß, dass du sehr intelligent bist.»
Ich sagte: «Ich bin eher ganz normal. Oft sogar ziemlich dumm.»
Sie sagte: «Bist du nicht! Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich.»
Meine Mutter ist auch ein Problem für mich. Nicht, weil sie gemein ist. Nicht, weil sie mich «Schätzchen» nennt, obwohl das wirklich peinlich ist. Das Problem ist: Dadurch, dass sie so süß ist, bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr. Wenn sie traurig und enttäuscht ist, fühle ich mich wirklich schlecht.
Mein schlechtes Gewissen ist mein Problem Nummer vier.
Meine Persönlichkeit ist mein fünftes Problem. Ja, okay, ich habe gute Eigenschaften, schon, aber ich bin ziemlich schüchtern. Wenn ich jemanden in der Schule nicht kenne, dann bin ich zurückhaltend oder ich sage etwas Doofes. Oder noch schlimmer: Ich sage nichts. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich so gern am Computer spiele.
So viele Probleme! Manchmal ist mein Leben ziemlich kompliziert...
Zum Glück hat Mama zu Papa gesagt, ich darf meinen Laptop behalten, solange ich eine halbe Stunde Hausaufgaben am Tag mache. Nicht schlecht, oder? Siehst du, meine Mutter ist meistens sehr lieb.
Wenn sie nur dieses Wort «Schätzchen» nicht mehr auf dem Schulhof rufen würde...
Friday Aug 15, 2014
Podcast - Beschreibung
Friday Aug 15, 2014
Friday Aug 15, 2014
Download: PDF with vocabulary explanations
Blog: https://germanisland.edublogs.org/
START: Dieser Podcast ist für Schüler wie dich, die Selbstlerner sind.
Du kannst die Folgen beim Spazierengehen oder im Zug hören. Irgendwo und einfach überall!
Mit diesem Podcast kannst du Texte hören und sie gleichzeitig lesen. So wirst du langsam bemerken, dass die Wörter in deinem Gedächtnis hängen bleiben. Nach einer Weile wirst du die Texte nicht mehr lesen müssen.
Das Lesen wird dir am Anfang helfen, die neuen Wörter zu lernen und die Hörtexte einfacher zu verstehen.
Beim Hören wirst du dir die Wörter, die Bedeutungen und die Aussprache einprägen. Da die Folgen dieses Podcasts oft kurze Geschichten sind, lernst du die Wörter im Kontext. Das ist sehr wichtig, denn das menschliche Langzeitgedächtnis basiert auf „Bedeutung“. Deshalb lernt man Wörter am besten in Sätzen und in unterschiedlichen Kontexten. Als Kind hast du deine Muttersprache von deiner Mutter und deinem Vater genau so gelernt.
Am besten ist es, wenn du versuchst, jede Folge viele Male zu hören, bis dein Hörverstehen völlig automatisch wird. Weißt du, es ist irgendwie schön, wenn du zum ersten Mal vergisst, dass du einer fremden Sprache zuhörst. In diesem Moment trittst du dann in ein Paralleluniversum ein. Das ist eine ganz neue Erfahrung in deinem Leben, ein neuer Weg!
Als du klein warst, hast du deine Muttersprache hauptsächlich durch das Hören gelernt. Du hast sie Tag und Nacht gehört, mit vielen Wiederholungen, in vielen verschiedenen Kontexten, bis sie nach und nach wie die Luft wurde, die du atmest. Genau so kannst du auch eine Fremdsprache lernen.